87. Jahrestag der Novemberpogrome

Jüdische Gedenkstätte Dachau
Bildrechte Björn Mensing

Christlich-Jüdische Gedenkfeier am Sonntag, 9. November 2025

11 Uhr bis ca. 12.30 Uhr

Beginn: Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Abschluss: Jüdische Gedenkstätte in der KZ-Gedenkstätte Dachau

In den Tagen nach der reichsweiten Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden mehr als 30.000 jüdische Männer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Allein ins KZ Dachau kamen etwa 11.000 antisemitisch Verfolgte. Sie litten unter den brutalen Haftbedingungen, viele wurden ermordet. Zunächst erinnern Pastoralreferentin Judith Einsiedel, Khrystyna Maksymliuk (Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste aus der Ukraine) und Kirchenrat Dr. Björn Mensing in der Versöhnungskirche an drei Schicksale: Julius Kohn (1886-1943), der ab 1927 als Mieter mit Familienanschluss bei Familie Neumeyer in Dachau, Hindenburgstraße (heute Hermann-Stockmann-Straße) 10, wohnte. Wie diese wurde er bei der antisemitischen Aktion der Dachauer Nationalsozialisten bereits am 8. November 1938 aus der Stadt vertrieben. Vom 11. November bis zum 6. Dezember 1938 war er im KZ Dachau interniert. Im Anschluss lebte er in unterschiedlichen Notquartieren in München. Im März 1943 fuhr sein Deportationszug ins KZ Auschwitz, wo die SS ihn nach der Ankunft ermordete. Abraham Müller (1883-1938), der ab 1914 als Religionslehrer und Kantor an der Münchner Hauptsynagoge wirkte. Unter seinen Schülern befand sich Fritz Rosenthal, später unter seinem neuen Namen Schalom Ben-Chorin ein bekannter deutsch-israelischer Religionswissenschaftler. Sein Lehrer wurde am 10. November 1938 ins KZ Dachau verschleppt, wo er am 8. Dezember 1938 ermordet wurde. Erwin Schild (1920-2024), der als Student der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg im Rahmen der Novemberpogrome ins KZ Dachau verschleppt wurde. Am 13. Dezember 1938 kam er frei mit der Auflage, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Schließlich kam er nach Kanada, wo er seine Ausbildung zum Rabbiner abschließen und mehr als 40 Jahre an einer Gemeinde in Toronto wirken konnte. 2014 sprach er als Ehrengast bei der Gedenkfeier für die Opfer der Pogromnacht im Dachauer Rathaus. Im Anschluss gehen wir zur benachbarten Jüdischen Gedenkstätte - Männer mit Kopfbedeckung (Kippa kann entliehen werden). Dort spricht Prof. Dr. C. Bernd Sucher als Vorsitzender der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom. C. Bernd Sucher kam 1949 als Sohn der Shoah-Überlebenden Margot Sucher, geb. Artmann (1925-2005), zur Welt. Mit 17 Jahren war sie als Jugendliche aus Leipzig ins KZ Belzec verschleppt worden und überlebte nur durch die Rettungstat der jungen Polin Janina Szafranek. Prof. Dr. Moris Lehner, Ehrenmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, trägt auf Hebräisch einen Psalm vor. Sein Vater Nikolaus Lehner (1923-2005) hatte das KZ Dachau überlebt und lebte später mit seiner Familie in der Stadt Dachau, wo er sich als Zeitzeuge engagierte. An der musikalischen Gestaltung beteiligt sich der DiözesanJugendchor PUERI CANTORES des Erzbistums München und Freising unter Leitung von Christian Schramm. Pueri Cantores ist ein Verband kirchlicher Kinder- und Jugendchöre, der 1947 nach den Erfahrungen der beiden Weltkriege als Friedensbewegung gegründet wurde und heute in 43 Ländern weltweit aktiv ist. An der Orgel begleitet Angelika Sutor die Gedenkfeier.